Forschungsorgel der Hochschule der Künste in Bern
Die Firma Peter Kraul Orgelbau baute im Rahmen des Forschungsprojektes
Innov-Organ-Um mit dem Projektleiter Daniel Glaus ein Instrument mit vielfältigen Innovationen.

Im Januar 2003 erhielt ich den Auftrag bei diesem Projekt mitzuarbeiten.

Meine Arbeiten an diesem Instrument betrafen 3 Bereiche:
  • technische Konstruktion der Spiel- und Registeranlage
  • Bau des Spieltisches der Spiel- und Registermechanik
  • Intonation der Orgel
Bei der Konstruktion waren folgende Besonderheiten zu berücksichtigen:
  • mechanische Regulierung des Tastenhubes zweier Manuale von 2 - 12mm
  • mechanische Regulierung des Ventilhubes von 1 - 15mm
    (beides steuerbar durch Schwellpedale und Handzüge und während des Spieles beeinflussbar.)
  • mechanische Regulierung des Orgelwinddrucks über Schwellpedale für 2 Manuale
  • Tritte zur individuellen Windbeeinflussung für Unter- und Überdruckstöße
  • Koppelmanual für "Klavicordkoppel"

Bei der Intonation war die Aufgabenstellung, die Register bei verschiedenen Winddrücken spielbar zu machen. Die Register sollten über den Grundton hinaus in den 2., 3., 5. oder sogar 7. Teilton überblasen um das ganze Spektrum der Klangmöglichkeiten zu nutzen. Hiervon möchte ich besonders die beiden Aliquotregister hervorheben.

Bei "Nennwinddruck" ( 45mm Ws ) erklingt ein Gedeckt 8' im 3. Teilton also der Quinte 2 2/3' und ein weiteres im 5. Teilton also der Terz 1 3/5'.
Durch die Möglichkeit den Winddruck frei einzustellen kann man das gleiche Register bei einem Winddruck von nur 3 - 8mm Ws !! in der Grundtonlage spielen. Dabei hört man einen sauberen silbrigen Klang in nie gehörtem Pianissimo. Die Stimmhaltung war innerhalb des Registers sehr gut.

Diese Orgel eröffnet völlig neue Möglichkeiten der musikalischen Ausdrucksweise. So kann jeder einzelne Ton individuell in der Lautstärke reguliert werden und vom leisesten Pianissimo bis zum durchdringenden Forte gespielt werden.

Mit diesem Instrument sind dafür aufgeschlossenen Künstlern sehr vielfältige Möglichkeiten der Interpretation gegeben.