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Konzertorgel des Auditoriums in Teneriffa |
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Bereits im Herbst des Jahres 2002 wurde ich von der Firma Blancafort, Orgueners de Montserrat eingeladen die Intonation und Mensuration ihrer neuen Konzertorgel für das Auditorium in Teneriffa zu übernehmen.
Die Orgel hat 4 Manuale und Pedal. Die einzelnen Werke setzen sich zum Teil aus verschiedenen Teilwerken zusammen. So setzt sich zum Beispiel das 2. Manual aus einem "Gran Coro" in dem die Flötenstimmen und Aliquoten des 2. Manuals stehen und einem "Organo mayor" in dem der Prinzipalchor und die Zungen stehen zusammen. Am Spieltisch ist es zusätzlich zu den klassischen Koppeln möglich, ein Teilwerk mit einem oder mehreren anderen Teilwerken frei auf einem der 4 Manuale zu verbinden. So können Klangkörper vom Organisten frei zusammengestellt werden. Die klangliche Ausrichtung und Disposition der einzelnen Teilwerke wurden gemeinsam mit der Firma Blancafort und dem musikalischen Berater Jean Guillou erstellt.
Die einzelnen Werke sind zu beiden Seiten im vorderen Drittel der Seitenwände des Saales in die Wände eingebaut. Sie befinden sich in etwa 5-7m Höhe in unmittelbarer Nähe zum Zuhörer. Das 9. Teilwerk, ein Portativ ist optional auf der Bühne platziert.
Die Nähe der Orgel zum Publikum machte damit einen sehr vorsichtigen Umgang mit der Lautstärke der Register notwendig. Gleichzeitig eröffnete sie die Möglichkeit der farbenreichen und differenzierten Intonation.
So haben wir uns für etwas unübliche moderate Winddrücke entschieden, denn auf Grund der Stellung der Orgel im Raum ergibt sich nicht der klassische "Kampf" um Durchsetzung mit dem Orchester. So bekommen beispielsweise die horizontalen Werke Batalla und Chamade nur 70mm Ws. Es sind die Werke die direkt über die Zuschauer hinweg in den Raum ragen. Eine sehr laute und schmetternde Trompeta de batalla 8' wäre hier völlig fehl am Platz und würde jeden Zuhörer nur stören. |
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Bei der Festlegung der Mensuren habe ich ebenfalls auf die gegebenen Umstände besondere Rücksicht genommen. Am Beispiel der Trompeta de batalla 8' sind die Becher eher weit mensuriert um einen weichen runden Klang mit eindeutigem A - Vokal zu bekommen und die Lautstärke an den Kehlen ist entsprechend zurückgenommen. Die beiden Hauptregister des Organo mayor und des Pedals, Prinzipal 16' und Contrabajo 16' die zum größten Teil im Prospekt hängen unterscheiden sich stark in der Mensurprogression und der Labierung, so dass sich zwei sehr unterschiedliche Charaktere schon in dieser Lage ergeben. Dies setzt sich mit den beiden 8' - Prinzipalen fort und unterstreicht beim musikalischen Konzept die Abkehr vom klassischen Werksprinzip.
Dem Zuhörer eröffnen sich völlig neue Dimensionen Orgelklang zu erleben. So können räumliche Gegenüberstellungen ähnlicher Klangcharaktere erfahren werden. Eine um den Zuhörer laufende "Klangkette" gehört sicher ebenfalls zu den seltenen oder nie gehörten Erlebnissen. Nicht zuletzt das Erlebnis mitten in der Orgel zu sitzen, bei gleichzeitigem Spiel aller Werke, runden den Besuch eines Konzertes gelungen ab.
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Die Intonation im Saal, welche ich von Mai bis August 2005 durchführte, erforderte schließlich ebenfalls unkonventionelle Methoden um der Stellung der Orgel im Raum gerecht zu werden. So hörte ich über den gesamten Zeitraum die Klänge im Saal in den Zuschauerrängen ab. Mit Hilfe einer Midi - Klaviatur von der sich der zu bearbeitende Teil der Orgel steuern ließ, konnte ich von der Position des Zuhörers aus die Lautstärkeprogressionen, die Klangcharaktere und das Ansprechverhalten beeinflussen.
Diese Arbeit wäre von der Position des Spieltisches aus, der auf der Bühne steht nicht möglich gewesen. |
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Die Orgel wurde am 3. Dezember 2005 mit einem Konzert von Wolfgang Seifen zum ersten Mal gespielt. Durch die vielen Möglichkeiten die dem Interpreten bei dieser Orgel gegeben werden und auf die ich hier nur verweisen kann, ( www.orguesblancafort.com ) stellt dieses Instrument eine richtungweisende Entwicklung im modernen Orgelbau dar.
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